Ich stand unter der Sternbrücke an der Kreuzung
Dort traf ich auf den Teufel
Blaue Wollmütze, Fluppe im Mundwinkel
Der fragte mich mit einem müden Lächeln
Wohin des Wegs
Weil es sonst niemanden gab, den meine Geschichte interessierte
Ließ ich mich auf ein Gespräch mit ihm ein
Ich sagte: Ich weiß nicht wohin, und was mich in dieser Welt noch hält
Mein Handwerk und die Fragen, denen ich mein Leben gewidmet habe, zählen nichts mehr
Ich bin zu nichts mehr nütze
Und es war spät, keine Leute unterwegs
Was seltsam war, denn hier rollt doch stets
Der Traffic durch die Hansestadt
Wo Business, Geld und Handel immer Vorrang hat
Wir lehnten am Geländer vor der Astra Stube und er fragte mich
Ob ich ihm nicht etwas vorklimpern würde auf meiner Gitarre
Ich legte den Koffer auf das schmutzige Pflaster
Packte das Instrument aus und ließ die Finger spielen
Dabei wanderte mein Blick über die heruntergekommene Brücke
Über die schmuddeligen Backsteinfassaden
In denen bis vor Kurzem noch die kleinen Klubs waren
Das Soular, das Fundbureau, die Bar 227
Und auch das Waagenbau, wo man sich die Nächte um die Ohren hauen konnte
Ein Zuhause für die rastlosen Seelen
Der alte Teufel betrachtete mich
Sein Pferdefuß unverhüllt auf dem Boden vor mir
Auch er ließ seinen Blick über die Umgebung schweifen
Ja. Schade. War ne geile Zeit
Doch die Welt ändert sich, greif die Gelegenheit
Zieh weiter, schau nicht zu lang zurück
Ein neuer Tag bringt neues Glück
Dann schwieg er einen Moment
Klingt gut, was du auf deiner Gitarre machst
Man kann hören, dass da dein Leben und deine Seele drinstecken
Unter uns gesagt, waren ja einige dieser Kapellen hier eher Mittelmaß
Kleine Poser, haha
Aber sie haben die Menschen zusammengeführt und damit ihre Aufgabe erfüllt
Er lachte trocken
Diese ganzen Dramen, die sich da abgespielt haben
Die hübschen Frauen und die eingebildeten Typen
Wie sie sich alle immer selber Weg stehen auf der Suche nach ihrem Glück
Wenn man sich das so lange angeschaut hat wie ich
Wundert man sich, wie schwer sich die Menschen in diesen Dingen tun
Ich hatte aufgehört zu spielen
Mir war klar, was er meinte
Da hast du völlig Recht, sagte ich
Aber was mache ich denn nun?
Ich weiß nicht, wie es für mich weitergehen soll
Ich habe keine Arbeit
Kann aber doch das, wofür ich angetreten bin, nicht einfach aufgeben
Um etwas ganz anderes zu machen
Und er sagte:
Kopf hoch, wird schon werden
Deine Tage hier auf Erden sind noch nicht vorbei
Wir treffen uns beizeiten in der Hölle
Nutz deine Zeit, du bist vogelfrei
Zieh weiter, schau nicht zu lang zurück
Ein neuer Tag bringt neues Glück
Ja, Schade. War irgendwie ne geile Zeit
Doch die Welt ändert sich, greif die Gelegenheit
Ziehe weiter, schau nicht zu lang zurück
Ein neuer Tag bringt neues Glück
Seine Worte trieben mir Tränen in die Augen
Das war mir unangenehm
Ich wendete mich ab und schaute Richtung Pferdemarkt
Als ich mich wieder soweit gefasst hatte, um ihm ins Gesicht zu sehen, war da niemand mehr
Nur das gelbe Licht der Laternen
Ein paar Autos standen an der roten Ampel
In der Ferne schlurfte eine dunkle Gestalt Richtung S-Bahn Holstenstraße und Neue Flora
Ich schüttelte den Kopf, packte meine Gitarre ein
Und machte mich auf den Weg in die nasskalt milchige Nacht